Saulus
Die Linie des Saulus
Die Linie Saulus ist ehrrührig, gierig, detailversessen und sehr oft tief gläubig.
Veddartha erschuf auch im Jahr 60 nach Christus Paulus Maximus Agrippa. Er war ein entfernter Verwandter des Herodes Antipas und als römischer Beamter ein entschiedener Gegner und Verfolger der frühen christlichen Glaubensbewegung. Anwesend beim Martyrium und Tod des von ihm besonders verhassten Namensvetters Paulus von Tarsus, hatte er ein Bekehrungserlebnis und wollte dessen Werk in seinem Schuldwahn fortführen. Unter dem Namen des Toten verfasste er die späteren, radikalen, antisemitischen und frauenfeindlichen späteren Paulusbriefe und organisierte die Kirche entlang starrer, dogmatischer Richtlinien. Erschaffen vom Vorsintflutlichen, um Einfluss über die aufsteigende Christenheit zu erlangen, ging er in den Konflikt mit jeder anderen Ventruelinie (vor allem den heidnischen Mithräern und den gnostisch-christlichen Anthoniern). Dabei half ihm die geistige Agilität seiner vergleichbaren Jugend mit den anderen Methusalems und die Tatsache, dass sein brennend heißer Glaube ihm gestattete, durch das Mysterium der Eucharistie seinen Leib von jedem Blutsband zu reinigen. Von Fanatismus getrieben, reformierte er die frühe katholische Kirche nach strengen Richtlinien und verbreitete streng dogmatische Glaubensinhalte, die sich besonders gegen Frauen und Juden richteten. Aufgrund seiner engen Verquickung mit dem „modernen“ Christentum wurde er von Veddartha erschaffen, der selbst wenig Verständnis für den Monotheismus aufbrachte. Fortan nannte Saulus sich selbst „der Starke“ und führte einen heftigen Konflikt gegen zahlreiche andere kainitische Machtblöcke, um ihnen das Christentum aufzuzwingen. Vertrieben aus Rom, gerade als das Christentum dessen Staatsreligion wurde, kam er auf teutonischen Boden, wo durch seinen Einfluss erst die Franken, dann die Sachsen und schließlich die Wenden bekehrt wurden. Saulus erfand die Ritterorden quasi im Alleingang, half, fast jeden Kreuzzug anzuzetteln und prägte praktisch jeden Aspekt des Deutschen Reiches, das der von ihm angestrebte Gottesstaat werden sollte. Seine Nachkommen wählte er aus den stärksten Anführern der von ihm besiegten Völker und setzte auf die Bekehrung, um sie sich gefügig zu machen. Auf dieser Basis schuf er eine deutsche Nation mit enger Verbindung zwischen Kirche und Staat, baute ähnliche Strukturen wie die Alexandriner in Frankreich.
Sein Einfluss wurde erst durch Luthers Reformation gemindert, setzt sich jedoch bis heute fort. Nach dem Aufkommen des Protestantismus, den er bitter bekämpfte, ereilte ihn schließlich im Gram über die Spaltung des Reiches im Dreißigjährigen Krieg die Starre. Für mehr als tausend Jahre waren es hauptsächlich Saulus und seine legendären Nachfahren, die durch ihren Eifer Deutschland, und damit eines der Kerngebiete der späteren Camarilla, nach ihrem Bild formten und es noch heute tun.
Der Zweig Ptolemaeus
Der Zweig Ptolemaeus erwählt sich nur die elitärsten Anführer, die leider auch alle zum Größenwahn neigen.
Saulus schuf im Jahr 175 Claudius Ptolemaeus. Er war ein griechischer Mathematiker, Geograph, Astronom, Astrologe, Musiktheoretiker und Philosoph. Ptolemaeus wirkte als Bibliothekar an der berühmten antiken Bibliothek in Alexandria. Von seinem Erschaffer rekrutiert, war er maßgeblich an de Verwirklichung von dessen Bemühungen zur Urbarmachung und Unterwerfung des Deutschen Raums beteiligt. Dabei schoss er oft über das Ziel hinaus und versuchte, vor allem in bitterster Konkurrenz zu den anderen Kindern Saulus, seine Vision des Reiches durchzusetzen. Sogar seinem eigenen Erschaffer wurde das Genie manchmal gefährlich. In der Camarilla, deren Advent er begrüßte, wurde sein Tun nur subtiler, nicht weniger dominant. Praktisch alle Vorgänge in Nord- und Westdeutschland wurden zu irgendeinem Zeitpunkt der Geschichte einmal von Ptolemaeus kontrolliert. Erst seit dem 20. Jahrhundert ruht dieser überaus gefährliche Kainit in Starre.
Der Zweig Vladimirs
Der Zweig Vladimirs ist sehr dynastisch und familienorientiert und neigt zur Dekadenz.
Saulus erschafft im Jahr 395 auch Vladimir, einen einheimischen Provinzgouverneur aus Pannonien, den er schon eine Weile als seinen Ghoul bei sich hat. Von seinem Erschaffer erst als Statthalter in Trier zurückgelassen, wird er später mit der Unterwerfung der Franken und den diffizilen Verhandlungen mit den alexandrinischen Ventrue betraut. Im frühen Mittelalter befasst er sich mit der Verwaltung von Austrien und zieht von dort ostwärts. Von 958 – 1015 tritt er in einer fingierten sterblichen Identität auf und bekehrt als Kiewer Großfürst Vladimir Sviatoslavitch das gesamte Land zum Christentum. Fortan ist er eine unglaublich prägende Kraft im russischen Raum. Seine Herrschaft endet, als er 1918 während der Novemberrevolution von kommunistischen Brujah mit der Zarenfamilie vernichtet wird.
Der Zweig Alarichs
Der Zweig Alarichs setzt auf subtile Politik und Bündnisse statt einzelner Stärke.
Saulus erschafft im Jahr 410 auch Alarich, den ersten historisch gesicherten König der Westgoten und ersten germanische Herrscher, der Rom einnahm. Er wird von seinem Erzeuger zur Kontrolle der westgotischen Völker eingesetzt und arbeitet in diesem Zusammenhang später eng mit dessen anderen Kind Janus Lukas zusammen. Er steht in Konflikten mit den alexandrinischen Ventrue und den elissischen Brujah. Er muss schließlich seine Pfründe in Spanien verlassen und siedelt sich in Lothringen an. Mit Vladimir verbündet er sich gegen Ptolemaeus, wird aber nach anfänglichen Erfolgen zurückgeschlagen. 1139 wird er durch Odoaker ermordet und seines Blutes beraubt.
Der Zweig Odoakers
Der Zweig Odoakers gefällt sich als Despoten, spielt politische Verwirrspiele mit labyrinthartigen Verschwörungen und einem gehörigen Schuss Paranoia.
Saulus erschafft auch Odoaker im Jahr 493. Dieser war ein weströmischer Foederaten-Offizier barbarischer Herkunft und nach der Ermordung des Orestes und der Absetzung des Romulus Augustus 476 König von Italien, dabei erst Verbündeter und dann Feind von Ostrom – dann Verbündeter und schließlich Opfer des Gotenkönigs Theoderich. Aus Italien von den eigenen Ventrue-Geschwistern vertrieben, gelangte er auf Umwegen schließlich nach Niedersachsen, wo er in Vereinbarung mit den anderen wirken konnte. Hier zeigte er sich wieder erfolgreicher und dehnte ein weites Netzwerk von Einfluss aus. Im Jahr 1400 wurde er jedoch in einem Bündnis seiner Kinder ermordet, die er, um sie klein zu halten, gegeneinander gehetzt hatte, während sie ihm dienten.
Der Zweig Janus Lukas
Der Zweig Janus Lukas ist zum Dienen geboren, fürchtet nichts und zeichnet sich durch eine recht zweidimensionale Kriegerehrenmentalität aus.
Saulus erschafft auch Janus Lukas, den Leibgardisten Theoderichs bei der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern gegen Attila den Hunnenkönig im Jahr 451. Der furchtlose, halsstarrige Krieger versucht noch sterbend gegen eine Übermacht seinen Herrn zu rächen und für genau diese Attribute wird er rekrutiert. Als Waffe Saulus gegen die aufsässigen Lasombra hinter den Welfen und als Begrenzung für den allzu ambitionierten Ptolemaeus wird er durch ganz Europa Jahrhunderte lang eingesetzt und dient frag- und klaglos, praktisch ohne eigenes Bestreben, außer seinem Herrn zu dienen. Er wird ein fanatischer Vertreter der Camarilla und kann auch seinem stumpfen Hass auf Brujah und Anarchen immer wieder freien Lauf lassen. Er schläft und erwacht immer wieder, so wie er gebraucht wird. Im Laufe der Jahrhunderte kämpfen er und das Haus Breidenstein um die Kontrolle der Hohenzollern und werden darüber zu Todfeinden. 2001 sammelt er ein Heer von Ventrue gegen das Erwachen des Brujah Methusalems Hecktor in Schaumburg und wird schließlich durch diesen vernichtet.
Der Zweig Trottas
Der Zweig Trottas vereint Edelmut und Ritterlichkeit mit einer starken Borniertheit und einem Unwillen zur Veränderung.
Saulus erschafft 998 den Ritter Reinhardt von Trotta in der Ostmark. Er nutzt ihn erst als Geleit an seiner Seite, bis er ihn während der Kreuzzüge ins Heilige Land schickt. Trotta ist essentiell hinter den Kulissen an der Gründung des Deutschen Ordens beteiligt und lenkt dessen Geschicke auch bei der Landnahme in den Ländern der Pruzzen und Litauer in Europa. Trottas Wirkungsgebiet ist danach lange der Balkan, bis er im 16. Jahrhundert nach Zusammenstößen mit seinem Rivalen Vladimir in der Region lange Zeit in die innere Klausur geht. Danach beschließt er, sich ausschließlich auf die Kontrolle der habsburgischen Stammlande in Österreich zu konzentrieren, was ihm auch erfolgreich gelingt. Trotta spielt im 20. Jahrhundert eine große Rolle in der Entwicklung des Ruhrgebiets und wird schließlich zum Justikar seines Clans berufen, als der er heute noch, im Gebiet des Heiligen Landes, dient.
Die Linie Saulus steht natürlich aufgrund ihrer Wesenszüge im Widerstreit mit anderen Ventruelinien, doch gibt es auch Unterstützer ihres Kurses:
- Paktiert mit der Linie Alexander, denn beide stehen hinter Europa und sind Architekten und Erben der Franken und ihrer Staatengebilde. Man war sich zwar oft Feind, aber letztlich hat man schon seit dem Grand Court Großes zusammen geschaffen.
- Paktiert mit der Linie Mithras, die sich zwar gegenseitig inhaltlich nicht grün sind, aber keinen Anspruch auf Gebiete und Einflüsse des jeweils anderen erheben.
- Hasst die Linie Antonius für das oströmische Reich und die Orthodoxie, die ihrer Meinung nach den unaufhaltsamen Fortschritt der saulusischen Ost-Expansion sabotiert haben.
- Hasst die Linie Woleslav, weil diese stets ihre Hauptkonkurrenten um die Vorherrschaft in Deutschland waren und mit unglaublich harten Bandagen kämpften.