Die ersten Nächte

Der große Ruhm des Blutes begann bei Kain selbst, der seinem ältesten Kind Ynosch (oder Enoch) befahl, den jungen Ventrue (oder Veddharta) zu erschaffen. Ventrue war somit der Legende nach der erste Vampir der Dritten Generation. Er blieb lange Zeit der engste Berater des Vampirvaters Kain und übernahm die Regentschaft über dessen Erste Stadt, als Kain sich zurückzog. Aus dieser Legende leiten die Ventrue seit jeher ihre Vormachtstellung und ihre Berechtigung ab, alle anderen Clane anzuführen.

Als Geschenk an den Ersten geschaffen, wurde der Urvater der Ventrue früh ausgesandt, um dem Stamm Kains eine Heimstatt zu bereiten. Er zog aus und sammelte wertvolle Erfahrungen unter den Völkern der Sumerer, ehe er den Indus erreichte und dort den Namen Veddartha annahm. Ähnlich wie viele seiner Brüder und Schwestern hinterließ er dort Spuren, die sich bis heute vor allem in der hinduistischen Religion fortsetzen.
Nach dem Abschluss seiner Mission kehrte er an die Wiege der Zivilisation zurück, wo sich erstmals territoriale Konflikte mit anderen Kainiten ergaben. Seine Spur verliert sich in den kommenden Umwälzungen, sein Schicksal ist seitdem ungewiss.

Die erste große Errungenschaft in der Geschichte des Clans war der Aufbau von Sparta durch die Ventrue Artemis. Von den Ideen des Philosoph Lycurgus geleitet, beschloss sie, die Menschen nicht zu bekämpfen, sondern diese als Werkzeug einzusetzen und sich selbst zu deren Göttin aufzuschwingen. So gelang es ihr, die Spartiaken zu einem Ebenbild der Ventrue zu machen: Tapfer, loyal und der eigenen Perfektion unterworfen. Weitere Ventrue schlossen sich der legendären Kriegsmaschinerie an und machten die nahe Handelsstadt Korinth mit ihrem Prinzen Evarchus zu einem Beispiel an Wohlstand – was die Handelsgeschicke der Ventrue neben ihrer Anführerrolle begründet.
Die große Macht Spartas bedrohte das Brujah-geführte Athen, was im Krieg zwischen den beiden Clanen endete und so einen jahrtausendealten Konflikt aufwarf, der noch heute nachhält. Auch wenn Ventrue und Brujah sich nie direkt bekämpften, die Invasion Athens durch Lysander ließ viele Brujah und Toreador die Ventrue als machtverrückte Barbaren bezeichnen während die Ventrue aus Sparta die Brujah als gefährliche Idealisten darstellten.

Nach Spartas Untergang kündigte sich mit dem Aufstieg des Römischen Imperiums eines der größten Zeitalter des Clanes Ventrue an. Viele Clansmitglieder hatten sich rund um die Stadt angesiedelt, während diese noch von Etruskern beherrscht wurde. Die Revolution, die die Bürger Roms befreite, wird Collat zugeschrieben, der in der Folge Roms erster (vampirischer) Fürst wurde. Collat regierte die Römer jedoch vorzugsweise aus dem Hintergrund anstatt sich offen als Regent herauszustellen, wie es viele in den Jahrhunderten zuvor taten. Diese Art der Herrschaft wurde im Anschluss von Collats Kind Camilla verfeinert, der seinem Sire als Fürst nachfolgte. Diese Strategie wurde in den Jahrhunderten danach weitgehend übernommen und diente Clan Ventrue besonders gut, als die Tradition der Maskerade eingeführt wurde.

Lysander, der bereits im ersten Brujahkrieg gegen Athen gekämpft hatte, musste erfahren, dass es in Karthago nicht ganz so subtil vor sich ging. Brujah, Assamiten und sogar Baali herrschten über Karthago wie Götter und verlangten Blutopfer, ein Verhalten, das offensichtlich bereits Jahrzehnte andauerte. Der Krieg begann als ein Brujah aus Dominics Linie dem malkavianischen Prinzen Alchias von Syrakus unmissverständlich klar machte, dass die Brujah eigene Pläne für Sizilien hätten. Der Malkavianer wandte sich an Artemis in Sparta und erbat zudem die Hilfe von Arikel, einem Stierkämpfer (und Gründer des Clans Toreador)
Die drei begannen, mit Lysander Kiegspläne zu schmieden. Die Kainiten konnten in den ersten beiden Punischen Kriegen verhindern selbst zu kämpfen, doch in den finalen Schlachten kämpften Ventrue, Toreador, Malkavianer und Gangrel an der Seite der Römer gegen die Karthager und deren kainitische Unterstützer. Auf beiden Seiten wurden große Verluste eingefahren, doch die Ventrue siegten und die Brujah vergaben ihnen nie, ihre wunderbare Stadt zerstört zu haben.

In den folgenden Jahren blühte Rom auf. Und so wie das Römische Reich seinen Einfluß vergrößerte, so prosperierte auch der Clan. Die Ventrue teilten ihre Herrschaft mit den vielen anderen Clanen, die sie in der Schlacht unterstützt hatten, es entstanden Verbindungen und Freundschaften mit anderen Kainiten. Die folgenden Jahrhunderte waren die Zeit von weisen Herrschern und als das Römische Reich zerfiel, da ging es nicht unter, sondern wandelte sich in etwas ganz Neues.

Und die Ventrue, die es erbaut hatten mit ihm.